Liebe Freunde,
wie oft hatten wir schon vom K2 geschrieben: “Es hat nicht sollen sein”. Ja, auch diesmal, bei unserem ersten Gipfelversuch in diesem Jahr, können wir leider nichts anderes berichten.
Voller Zuversicht und Überzeugung waren wir am 24. Juli um 4.00 Uhr früh gemeinsam mit Frederik, seinem Teamkollegen Trey, Fabrizzio und 3 polnischen Bergsteigern vom Basislager aufgebrochen.
Durch den zuvor gefallenen Schnee hatten wir reichlich zu spuren, der starke Wind tat sein Übriges, wir kamen aber ohne Probleme an unserem Biwakplatz auf 6300m an.
Nach einer sehr stürmischen Nacht setzten wir tags darauf erst um 7.15 Uhr unseren Aufstieg bis 7100m fort. Noch wussten wir nicht, dass der Sturm den Bergsteigern am Abruzzengrat in Lager II
alle Zelte zerstört hatte und sie wieder ins Basislager absteigen mussten.
Bei uns an der Cesen-Route hatte der Wind ganze Arbeit geleistet, der Schnee war komplett verblasen, sodass wir bis 7100m gute Verhältnisse vorfanden. Zwar blieb uns jegliche Sicht verwehrt und
es war sehr kalt, aber wir kamen gut voran und waren voller Hoffnung, dass sich das Wetter bessern würde.
An unserem Biwakplatz vom Akklimatisationsaufstieg angekommen, fixierten wir bei Sturm und Schneefall sofort das Zelt und versuchten, unsere nassen Daunenanzüge, Handschuhe, Fotozeug,… zu
trocknen. Wir waren beide sehr gespannt, was uns am nächsten Tag erwarten würde.
Ich stellte mir die Route genau vor, kannte ich sie doch sehr gut, jedoch sah diesmal wieder alles anders aus. Der Wind hatte zum Glück in den Morgenstunden nachgelassen, sodass wir energiegeladen und sehr optimistisch weiterstiegen. Ralf und ich waren voraus und leisteten uns meinetwegen einen “ Verhauer”. Ich war überzeugt, dass wir uns auf ca. 7400m weiter links halten müssten, Ralf tendierte nach rechts. Und Ralf sollte Recht behalten. Wir verloren dadurch eine knappe Stunde, in der uns die Anderen eingeholt hatte
Die Route zeigte sich dieses Mal völlig anders: wenig Eis, viel brüchiger Fels und ab ca. 7500m immer wieder große Triebschneeansammlungen, die uns ein schnelles Vorwärtskommen unmöglich
machten. Der Tag selbst war einmalig, wunderschön und wie von Charly angekündigt, windarm. Im Licht der tiefstehenden Sonne leuchteten die umliegenden und auch fernen Gipfel in einem schier
unwirklichen rot. Diese Momente – voller Mystik, Energie, Lebendigkeit – erfüllen mein Dasein unendlich.
Sehr spät erreichten wir knapp unterhalb der Schulter unseren vorgesehenen Biwakplatz. Notdürftig errichteten wir eine kleine Plattform für unser Zelt.
Beide auf dem einzigen engen Liegeplatz sitzend, diskutierten wir, ob wir für den Gipfelversuch heute Nacht, genügend Regeneration hätten. Um Mitternacht erübrigte sich diese Frage dann ohnehin,
als der Wind wieder stark zulegte…
Durch die ungemütliche Rastposition und eisigen Zehen starteten wir sehr früh unseren Kocher, bevor wir uns um 8.30 Uhr an den Abstieg machten.
Zum 5. Mal war ich nun an der Schulter oder oberhalb, dennoch verspürte ich kaum Enttäuschung, nach der mich Ralf fragte. So ist es eben, Vergangenes ist vergangen, gedanklich war ich schon
wieder mit den Vorbereitungen für den nächsten Versuch beschäftigt.
Am Einstieg wartete unser Küchenhelfer “Serbas” mit Marillensaft (aus getrockneten Aprikosen zubereitet). Er sagte nur zu uns: “Inshallah next time”, Hauptsache gut zurück”. Ja er hatte Recht. Im
Abstieg waren wir mit häufigem Steinschlag und unterhalb von 6500m mit sehr viel Schmelzwasser konfrontiert, sodass wir sehr erleichtert waren, um 17.00 Uhr zwar müde aber gut im Basislager
angekommen zu sein.
Um 19.00 Uhr lagen wir in unseren Schlafsäcken und erwachten am nächsten Morgen erst um 9.00 Uhr!! Drei Expeditionen vom Abruzzengrat packten heute früh ihr Basislager zusammen und
verabschiedeten sich.
Wir werden uns jetzt einige Tage ausrasten und hoffen, dass wir noch eine zweite gute Chance bekommen – und diese dann auch nützen werden können.
An euch alle ein ganz herzliches Dankeschön für`s Daumen halten. Bevor es noch einmal losgeht melden wir uns wieder bei euch!
Inzwischen viele lieben Grüße aus dem im Moment völlig eingetrübten Basislager senden euch
Gerlinde und Ralf