Liebe Freunde,
die letzten Tage sind für uns sehr erfreulich verlaufen. Insgesamt verbrachten wir 4 Tage in der Höhe und durften feststellen, dass unsere Akklimatisation vom Everest erstaunlicherweise noch
nicht ganz verflogen war und wir deshalb relativ flott in die Höhe aufsteigen konnten.
Am 08. Juli sind wir vom Basislager auf 4950 m mit Gas und Verpflegung für 4 Tage aufgebrochen. Eigentlich hätte es schon einen Tag früher losgehen sollen, aber mein Magen-Darm-Trakt war mit dem
Aufbruch noch nicht ganz einverstanden.
Bei durchgefrorener Schneedecke morgens um 5:00 Uhr standen wir bald am vertrauten Einstieg der Cesen-Route. Die Einstiegsrinne kamen wir gut voran und bald hatten wir die ersten Felsstufen
erreicht. Einige Teilnehmer der polnischen Expedition hatten in Lager I auf 5900 m übernachtet und begrüßten uns freundlich. Weiter ging es immer steilere Rinnen hinauf bis wir zum 150 m langen
Quergang unter ein Couloir kamen, das zum Platz von Lager II (6300 m) hinaufführt. Bei erstaunlich wenig Schneeauflage fanden wir die Fixseile der vorjährigen Expeditionen, zum Teil ergänzt von
neuen Seilen der Polen. Ohne diese Seile in Anspruch genommen zu haben waren wir nach 6 ½ Stunden am Platz von Lager II. Unsere Zeltplattform hackten wir auf einem vereisten Felsband in
2-stündiger Arbeit aus 40cm dickem Eis heraus. Nachdem unser Mini-Zelt endlich ordentlich stand und verankert war, wurde es gemütlicher: Ausspannen, Schneeschmelzen und den vertrauten und lange
ersehnten Ausblick auf die umliegenden Karakorum-Berge genießen.
Leider gab meine daunengefüllte Luftmatte den Geist auf und so war es mit der Gemütlichkeit schnell wieder vorbei. Eine Nacht auf eisiger Unterlage stand mir bevor.
Um 6:15 Uhr fing die Sonne an das Zeltinnere zu erwärmen doch mein Magen vergönnte uns erstmal einen langen Ruhetag in Lager II. Was akklimatisationstechnisch sowieso gut tat. So hatte Ralf
auch Zeit ein verrottetes Zelt aus dem Eis heraus zu hacken und glücklicherweise fand er eine alte Isomatte, die nach eingehender Reinigung sich als gar nicht so schlecht heraus stellte. Ich lag
wieder etwas besser.
Am 10. Juli in der Früh stiegen wir weiter auf – bis auf 7100m an diesem Tag. Ein sehr abwechslungsreicher Abschnitt des Aufstiegs. Die Verhältnisse am Berg sind um vieles besser als im
vergangenen Jahr. Zwar hat es im Basislager reichlich Schnee, ab 6000m jedoch sehr viel weniger als 2009 oder 2007, – was für uns großen Vorteil bedeutet. Parallel zu uns war Frederik – ein
Schwede – aufgestiegen. Bereits im Vorjahr hatte er versucht, orografisch rechts der Cesen Route mit Skiern abzufahren, musste die Expedition aber wegen eines Unfalles abbrechen.
Unterhalb vom Platz von Lager III fixierten wir 100 Meter Seil, es hatte heftig zu stürmen und schneien begonnen. Bei einem Felsabbruch auf 7100m schaufelten wir uns in 1 ½ Stunden eine
kleine Plattform, auf der dann auch unser Zelt Platz fand.
Am nächsten Morgen warteten wir vergeblich auf die Sonne. Die typische K2-Wolkenhaube hüllte uns den ganzen Tag ein. Das zum Toilettengang gespannte Fixseil wurde an diesem Tag ziemlich von mir
strapaziert, so dass Frederick und Ralf die Zeit nutzten, um 100 m höher für den nächsten Aufstieg nach geeigneteren Biwakplätzen Ausschau zu halten. Zwei Plattformen auf 7200 m waren bald
ausgeschaufelt und so war der Rest des Tages ausruhen und akklimatisieren angesagt.
In der darauffolgenden Nacht wurden wir um 3:00 Uhr von aufkommendem, starken Sturm und Schneefall geweckt. Was uns dann etwas später auch das Zusammenpacken nicht wirklich leicht und zu einer
eisigen Prozedur machte. 4 Stunden später standen wir bei immer noch starkem Schneefall im Basislager. Ehsan, unser Spitzenkoch, begrüßte uns mit einem Mega Mittagessen – was uns nicht
unwillkommen war: das letzte Frühstück auf 7100 m bestand aus 2 Dinkelbutterkeksen und einem Becher Babybrei ;-) Für beide zusammen wohl gemerkt!
Seither sind wir im Basislager und haben von unserem Freund Charly Gabl in Innsbruck die letzten Wetternews bekommen. Es soll relativ trocken bleiben und auch ein Wetterfenster in der
nächsten Zeit zeichnet sich eventuell ab. Wir sind sehr gespannt und zuversichtlich, dass es dieses Mal klappen könnte. Gemeinsam dort oben am Gipfel stehen zu dürfen wäre ein wunderbares
Geschenk. Wir werden uns dafür tüchtig anstrengen.
Bevor wir zu einem ersten Gipfelversuch aufbrechen werden wir uns nochmals melden.
Bis dahin aus unserem Basislager die allerbesten Grüße,
Gerlinde mit Ralf