Liebe Freunde,
in zwei Wochen werden Ralf und ich zu unserer nächsten Expedition aufbrechen. Diesmal möchten wir versuchen, durch die Everest Nordwand zu steigen. Im unteren Teil durch das Japanercouloir und im
oberen Teil durch das Hornbeincouloir.
Die Verbindung dieser beiden Couloirs in der Nordwand des Mt. Everest ergibt eine der direktesten Aufstiegslinien an einem der 14 Achttausender. Das Japaner Couloir im unteren Teil der Nordwand
wurde erstmals 1980 durchstiegen; das Hornbein Couloir, der obere Teil der Nordwand, im Rahmen der ersten Gipfelüberschreitung des Berges 1963 durch. Die letzte erfolgreiche Begehung des 3000 m
hohen Supercouloirs (übrigens nur 7 Durchsteigungen) gelang am 15/05/1991 dem Schweden Lars Cronlund gemeinsam mit den Sheraps Mingma Norbu und Gyalbu – alle drei mit künstlichem Sauerstoff,
genauso wie die Erstbegeher. Nur einmal bisher konnte dieser Direktaufstieg durch die Nordwand ohne künstlichen Sauerstoff begangen werden: Den Schweizer Spitzenbergsteigern Erhard Loretan und
Jean Troillet gelang im Nachmonsun 1986 mit nur zwei Biwaks die Durchsteigung. Ralf und ich haben uns in den letzten Monaten sehr intensiv darauf vorbereitet, viel und gut trainiert. Nun sind wir
gespannt, was uns genau erwarten wird.
Im Moment sieht die Lage in Tibet so aus, dass die Chinesen zunächst bis Ende März keine Einreisegenehmigungen vergeben. Ralf und ich werden am 30. März von Frankfurt aus starten. Sollte es
aufgrund der Einreiseverzögerung notwendig sein, würden wir uns eventuell im nepalischen Everest Gebiet vorakklimatisieren, um direkt nach der Öffnung der Grenze nach Tibet einreisen zu
können.
Gerade stecken wir in den letzten Vorbereitungen und freuen uns wieder sehr darauf, bald zu starten. Von unterwegs werden wir uns wieder regelmäßig bei euch melden. Das nächste Mal
voraussichtlich von Kathmandu.
Für heute einen herzlichen Gruß und einen guten Start in den Frühling!
Gerlinde Kaltenbrunner